Südkurs
Radeln wie Gott in Frankreich – so könnte der 210 Kilometer lange Südkurs der 100 Schlösser-Route ebenfalls überschrieben sein. Denn inmitten der blühenden Münsterländer Landschaft steht das „Westfälische Versaille“, Schloss Nordkirchen. Das barocke Wasserschloss und die sehenswerte weitläufige Parkanlage wurden einst nach französischem Vorbild angelegt. Dreißig Jahre dauerte die Fertigstellung. Wahrlich große Baukunst, die sich mit dem Fahrrad hervorragend ansteuern lässt.
In Münster im Norden des Rundkurses beginnend, erreichen Feldforscher aber zunächst Schloss Münster. Der Landesingenieur des Kurfürsten persönlich, Generalmajor Johann Conrad Schlaun, zeichnete für die ehemals fürstbischöfliche Residenz die Blaupausen. Das Schloss von 1767 gilt als eines der Hauptwerke des norddeutschen Barock. Wegen seiner besonderen Architektur fällt zudem der Erbdrostenhof Münster ins Auge. Das städtische Adelspalais entstand auf einem dreieckigen Grundstück, wofür Architekt Schlaun sich eine sehenswerte architektonische Lösung erdachte.
Annette von Droste Hülshoff ist gleich mit zwei sehenswerten Anlagen des Südkurses verbunden. In der 1545 fertig gestellten Burg Hülshoff wurde die Künstlerin geboren. Heute gewährt hier ein Museum Einblicke in das Leben des Münsterländer Adels zur Zeit von Klassizismus und Biedermeier. Im benachbarten Landsitz Haus Rüschenhaus, erbaut von Schlaun zwischen 1745 und 1749, fühlte sich die Dichterin ab 1826 inspiriert.
Wassergefüllte Burggräben vor trutzigen Mauern, durch die noch das Klirren von Schwertern zu hallen scheint – echte Ritterromantik erwartet Radler im Westen des Kurses auf der mittelalterlichen Burg Vischering. Ihr Kern stammt aus dem 13. Jahrhundert, und die Oberburg ragt unmittelbar aus der Stever. Wie das Leben der wilden Rittersleut’ tatsächlich aussah, können Besucher im Innern erkunden: Heute dient die Burg als Kulturzentrum und beherbergt die Ausstellung „Pferde und Ritter“.
Schließlich bietet der Südkurs der 100-Schlösser-Route den Blick auf eines der frühesten Barockwasserschlösser Westfalens, das Schloss Westerwinkel. Ein Museum führt in Säle und Salons, die im Stil des 18. und 19. Jahrhunderts eingerichtet wurden, und die Parkanlagen können jederzeit durchstreift werden – vielleicht harrt ja dort ein edles Burgfräulein seiner Rettung?