Der Jüngste fliegt wie ein alter Hase
Der Jüngste steuerte seinen Modellflieger wie ein alter Hase. Hier eine Drehung, da ein exaktes Quadrat, alles unter den strengen Augen der Punktrichter und so präzise, dass die Routiniers staunten. „Das hat Spaß gemacht“, lächelt Martin Münster angesichts seines hervorragenden Auftritts bei den Deutschen Meisterschaften im Indoor-Kunstflug in Nordhorn: Auf Platz zwei landete der elfjährige Holtwicker, lediglich der mehrfache deutsche Titelträger Markus Zolitsch (43) sammelte mehr Punkte.

Ein Pokal, mehrere Urkunden und einmal mehr wertvolle Erfahrungen brachte der Sechstklässler des Heriburg-Gymnasiums mit zurück nach Rosendahl. Und die Gewissheit, auch international schon zu den Top-Piloten zu zählen. „Teilnehmer aus acht Nationen waren dabei“, erzählt Martin Münster. Die Titelkämpfe des Deutschen Modellflieger Verbandes (DMFV) in Nordhorn, die als internationaler Wettbewerb ausgeschrieben waren, gestalteten sich zu einer inoffiziellen Europameisterschaft.
In der Expert-Klasse, der schwierigsten der drei Kategorien, musste der Elfjährige wie seine Mitstreiter ein vorgegebenes Programm fliegen: Elf Figuren plus Start und Landung, diese Anforderung musste er mit seinem nur 40 Gramm leichten Modell in drei Durchgängen abliefern – bewertet von den Richtern mit null bis zehn Punkten. All das in einem zeitlichen Limit von maximal fünf Minuten und möglichst unter Ausnutzung der gesamten Halle. „Der schlechteste Flug wird gestrichen“, erklärt er. Die besten zehn Piloten schaffen dann den Einzug ins Finale, für das sich Martin Münster als Siebter qualifizierte.
In diesem Finale mussten die Starter dann ein anderes Programm zeigen, das sie erst kurz vorher präsentiert bekommen haben. „Das darf auch vorher nicht mit dem Modell ausprobiert werden“, erklärt Martins Vater Siegfried Münster. Deshalb nahm der Elfjährige in den Pausen immer wieder ein kleines Holzflugzeug zur Hand, mit dem er sich dann die Figuren und Abläufe einprägte.
Das gelang prima. Am Ende dieser beiden Durchgänge, von denen der beste in die Wertung einfloss, lag Martin Münster noch immer auf Rang sieben – in der internationalen Wertung wohlgemerkt. „In der Rangliste der deutschen Meisterschaft war das Platz zwei hinter Markus Zolitsch“, freut er sich über den bisher größten Erfolg. Auch beim sogenannten Aeromusical, bei dem zu eigens geschnittener Musik eine zwei Minuten lange Kür geflogen wird, jubelte der Holtwicker am Ende in einem international stark besetzten Feld über Rang sechs.
Das macht Lust auf mehr! Riesig freut sich Martin Münster schon auf seine Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Heraklion auf Kreta im März 2019, die er als Mitglied der deutschen Nationalmannschaft bestreiten wird. Eine ebenso spannende wie logistisch komplizierte Aufgabe, sagt sein Vater, denn im März seien noch keine Direktflüge nach Kreta zu bekommen. Das erfordere einen Umstieg in Athen inklusive des wertvollen Materials. „Da stellt sich die Frage: Kommt meine Kiste an – und wenn ja, wie?“, macht sich Siegfried Münster Sorgen.
Weniger kompliziert gestaltet sich die Anreise zu einem weiteren Saisonhöhepunkt: Am Samstag (15. 12.) lädt der Modellflugclub Holtwick von 11 bis 20 Uhr zu einem Flugtag in die Zweifachsporthalle in Osterwick ein – dort werden international hochkarätige Piloten und natürlich Martin Münster selbst ihr Können zeigen.
AZ vom 16.11.18 -fw-