In Liechtenstein dauerte es gar bis 1984
Kreis Coesfeld. Für Frauen in Europa ist das Wahlrecht heute selbstverständlich, dabei ist es gerade einmal 100 Jahre alt. In einer kleinen Serie in Zusammenarbeit mit den Gleichstellungsstellen im Kreis Coesfeld widmen wir uns dem Thema.
In Europa durften vor 1918 lediglich in einem Land Frauen wählen oder gewählt werden: in Finnland. Dort wurde das Wahlrecht für Männer und Frauen zeitgleich im Jahre 1906 eingeführt. In Deutschland hat es viele mutige Frauen und Männer gebraucht, bis schließlich im November 1918 die Frauen hier das aktive und das passive Wahlrecht erhielten, so Anke Herbstmann, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Coesfeld. In der Türkei wurde das Wahlrecht für Frauen 1934 eingeführt. Die Französinnen mussten da noch über zehn Jahre warten, bis sie 1945 erstmals an einer Wahl teilnehmen durften. In der Schweiz wurde das Frauenwahlrecht auf Bundesebene 1971 eingeführt. Im Kanton Appenzell Innerrhoden in der Schweiz dauerte es sogar noch bis zum Jahr 1990. Erst dann – aufgrund eines Entscheids des Bundesgerichts und nicht freiwillig – wurde das Wahlrecht für Frauen eingeführt. Schlusslicht bei den Ländern in Europa ist allerdings Liechtenstein: seit 1984 gibt es dort das Frauenwahlrecht.
Herbstmann: Vor 100 Jahren haben Frauen gegen große Widerstände für das aktive und passive Frauenwahlrecht gekämpft. Heute geht der Frauenanteil auf Bundes,- Landes- und Kommunalpolitik allerdings zurück. Es stellt sich die Frage, wie diesem Trend entgegengewirkt werden kann.
Auch in diesem Jahr findet, initiiert durch die Gleichstellungsbeauftragten der Städte und Gemeinden, sowie des Kreises Coesfeld und der Kreispolizeibehörde, ein kreisweites kommunales Frauenforum, dieses Mal zum Thema „100 Jahre Frauenwahlrecht – Mehr Frauen in die Politik!“ statt. Die beteiligten Kommunalpolitikerinnen des Kreises Coesfeld beschäftigen sich thematisch damit, wie sich Privatleben und politisches Engagement unter einen Hut bringen lassen und wie es gelingen kann, dass sich mehr Frauen politisch engagieren. Der fachliche Austausch und die Möglichkeiten der Politikerinnen über Parteigrenzen hinweg ins Gespräch zu kommen, Handlungsideen zu entwickeln und sich stärker zu vernetzen, stehen im Fokus.
Nach der geschlossenen Fachveranstaltung sind alle Interessierten am 16. November um 19 Uhr in die Burg Vischering Lüdinghausen zum öffentlichen Kabarett „Megatrend Frauen“ mit Edith Börner eingeladen. Edith Börner setzt Geschichten in Szene, die amüsieren, verwundern und die Zuschauer in Erstaunen versetzen sollen.
Straßenkampf, eingeschlagene Schaufenster, die Suffragettenbewegung beleuchtet sie ebenso wie das Postulat der Mütter des Grundgesetzes 1948 „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“. Die Kabarettistin spielt, liest, singt und plaudert mit dem Publikum über alte Rollenmuster und modernen Zeitgeist: vom Frauenwahlrecht über die Selbstbestimmung bis hin zum equal payday, 100 Jahre Frauenbewegung in 90 Minuten.
Edith Börner ist ausgebildete Schauspielerin und Kabarettistin und seit über 30 Jahren mit gesellschaftsrelevanten Themen im gesamten Bundesgebiet unterwegs. Sie kann auf zahlreiche Engagements an Theatern und mit Ensembles zurückblicken, hat Lehraufträge an der TH Köln und der TU Dortmund und ist als Coach für Auftrittspräsenz und Selbstmarketing sowie als Entertainerin auf Tagungen und Kongressen unterwegs.
- Der Vorverkauf für das Kabarett beginnt am Montag, 8. Oktober. Karten können telefonisch bei der Burg Vischering unter Tel. 02591/ 7990-0 vorbestellt oder bei den örtlichen Gleichstellungsbeauftragten erworben werden (acht Euro im Vorverkauf).
AZ v. 06.10.18 - Serie "100 Jahre Frauenwahlrecht"