Demokratisches Handeln verstehen
Demokratie geht jeden etwas an: Ein demokratisches Land sind viele Geflüchtete zwar nicht gewohnt, sie sehen sich allerdings mit einer demokratisch-westlichen Gesellschaft konfrontiert. „Die meisten Geflüchteten sind bereits seit 2015 in der Gemeinde Rosendahl. Nach einer anfänglichen Einlebungsphase geht es jetzt an die Integration. Die deutsche Sprache ist dafür eine wichtige Grundvoraussetzung“, weiß Majda Mchiche vom Fachdienst für Integration und Migration des Caritasverbandes Coesfeld.
„Demokratie verstehen und demokratisch handeln“ heißt das Programm, mit dem bereits in Lette unter großer Resonanz demokratische Konzepte vorgestellt wurden. Jetzt wurden interessierte Geflüchtete im Osterwicker Rathaussaal über demokratische Strukturen aufgeklärt und richteten Fragen an die Referenten Selmi El-Khodary von der Einrichtung für unbegleitete minderjährige Geflüchtete in Seppenrade und Dipl. Sozialpädagogin Birgit Poschmann.
„Das Projekt wurde durch lautwerdende Stimmen ehrenamtlicher Mitarbeiter der Caritas in Coesfeld ins Leben gerufen. Sie hatten die Idee, die Lotsenschulung auch Geflüchteten näherzubringen“, sagt Majda Mchiche. Dazu bedürfe es einer Grundausbildung hinsichtlich eines Werte- und Normenkataloges. Was heißt es, in einem demokratischen Land zu leben? Welche Rechte, aber auch Pflichten gibt es? Wie verantwortlich ist jeder Einzelne dafür? Mit diesen und weiteren Fragen setzten die Geflüchteten sich mit Dolmetscher El-Khodary und Birgit Poschmann auseinander.
„Demokratie verstehen und nach ihr handeln – das sind wichtige Kompetenzen, die nicht jeder selbstverständlich aus seiner Heimat mitnehmen kann“, betont Wolfgang Croner, Leiter des Fachbereichs Ordnung und Soziales. „Auch bei uns sah es zum Beispiel vor 1945 ganz anders aus. Wichtig ist es, die Vorzüge der Demokratie zu kennen und sich so zu verhalten.“ Croner verweist besonders auf die Vereins- und Verbandsstruktur in einer demokratischen Gesellschaft. Nach dem Workshop erhielten die Teilnehmer, die ursprünglich aus Syrien, dem Irak, Afghanistan und Eritrea stammen, ein Zertifikat zur Bescheinigung ihrer Auseinandersetzung mit der westlich geprägten Demokratie.
Diese bewusste Auseinandersetzung mit der hiesigen Soziokultur sei bei vielen Geflüchteten durch die überstürzte und unvorbereitete Flucht aus ihrer Heimat ausgeblieben. Eine Qualifizierung und Vermittlung einer interkulturellen Kompetenz sowie der hier herrschenden Wertesysteme sei daher sinnvoll und notwendig, betont Majda Mchiche.
AZ vom 22.03.2018 -tdr-